Privatgarten in Berndorf

Leistungsumfang: Entwurfsplanung, Detailplanung, Ausführungsbegleitung
Zeitraum: 2017

Projektbeschreibung

Ein Familiengarten durchlebt viele verschiedene Phasen.
Nicht nur aufgrund der wechselnden Wünsche und Ansprüche, auch aufgrund der zeitlichen Kapazitäten zur Bewirtschaftung und Pflege.

Der Nutzgarten – viel Zeit zum Ausprobieren

Vor den Kindern hatte ich Zeit und Gelegenheit, mein akademisch erworbenes Fachwissen in der Praxis zu erproben. Da standen Mischkultur und Gründüngung hoch im Kurs. Aber erst mit „Der Biogarten“ von Marie-Luise Kreuter wurde meine Begeisterung entfacht. War es doch das erste Gartenbuch, dass die Kenntnisse vom biologischen Landbau auf den Garten umlegte und anpasste. Über Biolandbau hatte ich auf der BOKU bereits einiges gelernt. Später kam ich mit den bedrohten Nutzpflanzen der Arche Noah in Kontakt , wurde Mitglied und bestellte viel Saatgut. Der Nutzgarten war also gut bestellt.

Der Ziergarten – ich fand meinen eigenen Zugang

Der sog. Ziergarten hatte mich nie so wirklich interessiert, war ich doch in einem 70er Jahre Garten aufgewachsen, seine Pflanzen waren langweilig für mich. Ich beobachtete lieber die Schnecken und Molche.
Anders war das mit den Pflanzen im Wald: Märzenbecher, Buschwindröschen, Schlüsselblume, Eschen und Buchen wurden zu meinen zuverlässigen Begleitern in Kindheit und Jugend.
In den Gartenzeitschriften meiner Mutter begegnete mir immer wieder der Name Reinhard Witt. So kam ich zum Naturgarten e.V., wurde auch Mitglied. Inzwischen Gartenberaterin bei Natur-im-Garten mußte ich feststellen: Meine Überzeugung für heimische Wildpflanzen wurde nicht von alle KundInnen geteilt. Die Sehgewohnheiten bezüglich „Was ist eine Gartenpflanze“ prägen ja das kulturelle Gedächtnis.
Der Besuch bei Werner Gamerith in seinem wildromantischen Naturgarten zeigte mir auf, wie beides miteinander harmonieren kann:
Lieblingspflanzen, ökologisch attraktive Blütenpflanzen und Nutzpflanzen neben Wildblumen aus der unmittelbaren Umgebung. Für seine Frau Tatjana eine unerschöpfliche Quelle an Motiven und Inspiration für ihre Bilder.

Gärten für Kinder – das war es!

Im Rahmen diverser Fortbildungen habe ich schließlich die Arbeit von Alex Oberholzer, einem Biologen aus Solothurn, kennengelernt. Inzwischen war ich Mutter und fasziniert von seinen Ideen für Kinder im Garten. Sein Buch „Gärten für Kinder“ dokumentierte seine Projekte und bot alles Wissenswerte rund ums Thema Naturspielplätze. Er wurde von Natur-im-Garten zu Praxisseminaren für Kindergärtenpädagoginnen eingeladen: Gemeinsames Planen und Umsetzen. Ich war begeistert: Im Zuge des Hausumbaus in Berndorf nutze ich das allgemeine Chaos im Garten, um einen ausgewählten Gartenbereich kindergerecht anzulegen: Eine große und tiefe Sandmulde wurde ausgehoben, ein Teil des Aushubs als Wall angelegt. Hier buddelten die Kinder im gelben Sand, er war perfekt zum Gatschen, weil der darin enthaltene Lehm das Wasser gut hielt. So eine Mulde ist multitasking-fähig:
Spielbereich, Lagerfeuer, Depot für diverse Utensilien.
Diese Phase dauerte bis fast zur Pubertät der Kinder.

Die Phase „Ich habe wenig Zeit für den Garten und mir fällt nichts besseren ein, drum lass ich die Natur arbeiten“ hat auch ein paar Jahre gedauert.
Die vielen Wildpflanzen konnten sich im Sand gut vermehren. Es gab z.B. “Jahre der gelben Nächte“, weil die Nachtkerzen sich stark ausgebreitet hatten.

„Der erwachsene Garten“

Was ich meinen KundInnen oft empfohlen hatte, realisierte ich nach vielen Jahren dann im eigenen Garten: Umbau der Sandmulde zum Gartenteich. Zwecks Abkühlung in heißen Sommern wurde daraus ein Tauchbecken, also ein kleiner Schwimmteich. Inzwischen kann ich mir den Garten ohne dieses spannende Biotop nicht mehr vorstellen. Libellen und ihre Larven, Molche, Rückenschwimmer, Wasserläufer,… ständig gibt es etwas zu entdecken. Da der Gartenboden hier sehr lehmig, d.h. sehr nährstoffreich ist, habe ich einen Magerstandort in Form eines Senkbeetes mit Trockensteinmauer und jeder Menge Wildstauden angelegt

Wann immer möglich verbringe ich Zeit draußen:

Entspannt am Holzpodest, als kurze Auszeit von der Büroarbeit, zum Essen, zum Aufwärmen in der Sonne und natürlich zum Abkühlen und Erfrischen.
Oder lustvolles Tun: Denn im Naturgarten ist es kein Kampf mehr gegen irgendwelche unerwünschten pflanzlichen oder tierischen Eindringliche (Ausnahme sind leider die Schnecken), sondern ein gezieltes Regulieren ohne großen Zeitdruck.